Zum Hauptinhalt springen Skip to page footer

Alpenüberquerung im Ballon

Am Montag, den 3. Dezember 2012 sollte es so weit sein. Beste Windverhältnisse im polaren Luftstrom. In knapp 4 Stunden ging es von Rottenbuch an der Ammer über Mittenwald und Innsbruck zum Alpenhauptkamm und von dort quer durch die Dolomiten direkt über unzählige Gipfel wie Langkofel und Palagruppe in die italienische Tiefebene nahe Treviso.

Mit dem Aufbau des Ballons wurde es sehr spannend. Die Ballonhülle war schnell ausgerollt, und ebenso schnell war der noch liegende Korb an der Hülle befestigt. Danach wurde Luft mit dem Ventilator in die Hülle geblasen, ehe schließlich der Brenner die Luft in der Ballonhülle erwärmte. Die Hülle richtete sich in wenigen Minuten auf. Damit blieb uns allen nicht mehr viel Zeit, um in den Korb hineinzuklettern. Einige Sekunden später - gegen 10:30 Uhr - stiegen wir unaufhaltsam und schnell in die Lüfte und überließen uns dem Wind.

Erst ging es wie mit dem Aufzug in kürzester Zeit auf 3800 m. Wenige Minuten später erhielt unser Pilot die Freigabe von der Flugsicherung Innsbruck und stieg auf etwa 5000 m. Das war einfach irre! So hoch und so frei! Die Brüstung des Korbes war knapp über Hüfthöhe. Die Anziehungskraft der Tiefe war nicht unerheblich, aber ich konnte die Absprungreflexe gut unterdrücken. Wir blieben bis zum Alpenhauptkamm in dieser Höhe, gingen dann auf 5100 m rauf und über den Dolomiten auf 4200 bis 4500 m runter. Der Ballon fuhr im homogenen Windfeld der Polarluft mit über 100 km/h. Jedoch: Im Korb war kein Windhauch zu spüren. Ich hatte jede Menge an und mir war daher trotz -25 °C wohlig warm.

Wir hatten Sauerstoff dabei, den ich in der 1. Stunde brauchte, danach war ich an die Höhe einigermaßen gewöhnt. Ich kann kaum ausdrücken, wie fantastisch und einzigartig das Ganze war. Wir waren in einer einzigen lang andauernden Freude. Das Wetter war phänomenal gut!

Keiner von uns Ballonfahrern hatte auch nur im Traum daran gedacht, die mitgenommene Brotzeit oder die Thermoskanne auszupacken. Wir waren von den Eindrücken total überwältigt. Südlich des Alpenhauptkammes fuhren wir über die Dolomiten: Direkt über den Langkofel und die Palagruppe, an Marmolada und Rosengarten vorbei. Je weiter wir gegen Süden fuhren, desto deutlicher waren die Adria und Venedig zu sehen.

Schließlich erreichten wir die oberitalienische Tiefebene. Wir gingen nach knapp 4 Stunden Fahrt gegen 14:30 Uhr in der Nähe von Montebelluno runter. Die Landung ist ja immer recht spannend, besonders, wenn etwas Wind weht. Wir haben eine - wie man so schön sagt - flotte Landung hingelegt: der Korb neigte sich und legte sich zur Seite – eine lustige Pointe am Ende einer grandiosen Fahrt: Wir krabbelten auf allen Vieren raus. Zu diesem rundum schönen Tag trug noch die spontane Einladung einer italienischen Familie bei, die zum gelandeten Ballon kam und uns wenig später mit Spaghetti, vino rosso und prosecco zu Hause bewirtete. Knapp zwei Stunden später kam unsere Fahrerin mit VW-Bus und Anhänger nach. Wir luden Korb und Ballonhülle ein und fuhren gegen Deutschland. In Klausen machten wir noch mal halt. Sekt und Grappa rundeten den Abend ab. Gegen Mitternacht waren wir wieder zurück.

Unser Pilot war Günther Härter, Inhaber der Landstettener Ballonfahrten. Die Fahrt war bestens organisiert. Das Erlebnis wird unvergessen bleiben.